FREIFUNK

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Schleswig-Holstein richtet kostenloses WLAN mit Hilfe von Freifunktechnik ein!

Der Kieler Landtag stimmte dem Antrag der Piraten zu, freies WLAN durch Nutzung der Freifunktechnik auf den Dächern landeseigener Gebäude einzurichten. Damit können sich Bürgerinnen und Bürger in drei Städten, die für Pilotprojekte ausgewählt wurden, in Kürze über den neuen Service freuen.

Piraten wirken!

Beitrag von Christiane vom Schloss erschienen auf der Bundes-Website.

Freifunk – eine simple, geniale Idee für Jedermann. Das Prinzip ist einfach: Man besorgt sich einen WLAN-Router für den Innenbereichen, der von OpenWrt (Linux Distribution) unterstützt und zwar idealerweise ein Modell, das in der Freifunk-Community vor Ort genutzt wird. Das Know-How dafür stellen Freifunk-Vereine mit ihrem Wissen zur Verfügung.

Freifunk-Router | Bild: CC-BY Jens Ohlig

Freifunk-Router | Bild: CC-BY Jens Ohlig

Wer mitmachen möchte, kann zu der lokalen Freifunkgruppe Kontakt aufnehmen, sich einen Router besorgen und ihn vor dem Fenster aufstellen. Dieser verbindet sich mit den Knoten in der Nachbarschaft und so entsteht ein unabhängiges, freies Netzwerk (Mesh Network).

Das funktioniert auch in größerem Stil. Wer Zugang zu einem Dach hat und dort über einen Stromanschluss verfügt, kann mittels der richtigen Hardware ein größeres Gebiet mit freiem WLAN versorgen.

Die Vision von einem freien, kostenlosen Internet für alle Menschen gehört zu den Kernthemen der Piratenpartei. In Schleswig-Holstein beteiligt sich nun auf Initiative der Piraten das Land selbst an der zukunftsweisenden Technik.

Piraten überzeugen den Landtag in Kiel

Am 26.3.2014 stellten die Piraten ihre Idee zum ersten Mal dem Kieler Landtag vor.

Sie planten die Einrichtung von freiem WLAN im Land Schleswig-Holstein als Service für alle Bürgerinnen und Bürger.
Die Dächer von Immobilien, die dem Land gehören, könnten dafür genutzt werden, um die Umgebung mit kostenfreiem WLAN zu versorgen, und die Technik für das Vorhaben würde von der Freifunk-Community zur Verfügung gestellt sowie betrieben. So stand es im ersten Antrag der Piraten.

Vor wenigen Tagen stimmte der Landtag daraufhin drei Pilotprojekten zu und befürwortete damit den überarbeiteten Antrag der Piraten. In Kiel, Flensburg und Lübeck – drei Städten, in denen es nicht-kommerzielle Freifunk-Initiativen gibt – wird zukünftig auf den Dächern der landeseigenen Gebäude die nötige Technik installiert. Nach zwei Jahren plant die Landesregierung über Kosten und Aufwand der Projekte zu berichten.

Natürlich sind mit der Zustimmung des Landtags zu den drei Pilotprojekten noch nicht alle Haftungsfragen geklärt. Auch die Lösung technischer Probleme, Wartung und Verwaltungsaufwand werden sich noch in der Praxis zeigen, aber dafür laufen die Projekte zunächst zwei Jahre und sind ein interessanter Service für Bürgerinnen und Bürger.

Freies WLAN mittels Freifunktechnik in Kiel, Flensburg und Lübeck

Dies ist außerdem ein großer Schritt zu einem freien Internet ohne Beschränkungen, denn im Gegensatz zu kommerziellen WLAN-Hotspots werden die Nutzer nicht identifiziert; es gibt keine Nutzungserklärungen, keine Zeitbegrenzungen, keine Filterung, nur den kostenlosen, freien Zugang, der von allen problemlos genutzt werden kann. Davon profitieren nicht nur die Einwohner der Städte, sondern auch Touristen, deren Handyverträge nur ein begrenztes Surf-Volumen vorsehen, und Flüchtlinge sowie Menschen, die die finanziellen Ressourcen nicht haben. Besonders für Flüchtlinge sind solche Hotspots oft die einzige Möglichkeit, Kontakt mit ihren Verwandten und Freunden aufzunehmen.

Noch 2013 wurde Ministerpräsident Albig für sein erklärtes Vorhaben, Schleswig-Holstein mit offenen Hotspots zu versorgen, belächelt. Nun waren die langen Verhandlungen der Piraten mit Finanzministerium, der Koalition und den Freifunkern erfolgreich: Die Vision vom freien Internetzugang wird in drei Städten Realität!

»Damit das so bleibt, muss das unfassbare Vorhaben von Bundeswirtschaftsminister Gabriel (SPD) gestoppt werden, einen Identifizierungs-, Warn- und Verschlüsselungszwang für WLAN-Internetzugänge einzuführen. Gabriel droht mit seinen abstrusen Vorstellungen das Internet kaputt und den Freifunk platt zu machen. Leider lässt die rot-grün-blaue Koalition im Land den Piratenantrag zur Sicherung der Freiheit und Privatsphäre im Internet noch unbearbeitet liegen,«

erklärte Patrick Breyer der Presse und macht damit auf die Pläne der Bundesregierung aufmerksam durch eine fatale Gesetzgebung die Freiheit der Menschen weiter einzuschränken und das Internet zu überwachen.

Piraten wirken

Mit diesem erfolgreichen Antrag haben die Piraten im Kieler Landtag einen beeindruckenden Fortschritt bei einem unserer Kernthemen erreicht. Piraten wirken – und dies hoffentlich irgendwann auch auf Bundesebene. Letzten Endes ließe sich nämlich über Freifunk ein freies Internet der Zukunft aufbauen, das die Überwachung durch Geheimdiensten deutlich erschwert. Je mehr Menschen sich daran beteiligen, je größer und flächendeckender kann das Netz werden. In Berlin gibt es eine große Freifunk-Community, die sehr erfolgreich die Stadt mit kostenlosen Hotspots versorgt und ihr Augenmerk besonders auf die Unterkünfte der Flüchtlinge gerichtet hat. Während Geheimdienste an ihren Überwachungsfantasien feilen, sorgen Bürger selbst für ein freies Netz! Das wäre eine Zukunft, in der es sich leben lässt. Ob George Orwell mit seinem Roman »1984« die zukünftige Vision einer vollständig überwachten, unfreien Gesellschaft zu recht fürchtet oder nicht, bestimmen wir selbst.

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