Eine vertane Gelegenheit und ein Bekenntnis zu Bekenntnisschulen

Bild: (CC-BY) Dierk Schaefer

Ein Gastbeitrag von Wilk Spieker erschienen auf der Bundes-Website.

Es ist was im Gange im Landtag von Nordrhein-Westfalen: Schon seit vielen Jahren wird darüber diskutiert, wie es mit den Bekenntnisschulen in NRW weiter gehen soll. Nun ist es soweit. Ein Gesetzentwurf ist fertig und SPD und Grüne werden diesen Entwurf zur Diskussion und ins Plenum bringen. NRW nimmt eine Sonderstellung in Deutschland ein. Nur hier und in einigen Teilen von Niedersachsen werden so viele Kinder an Bekenntnisschulen unterrichtet: 1/3 der Grundschulen in NRW sind Bekenntnisschulen.

Die Zeit für eine Änderung der gesetzlichen Grundlage ist zur Zeit äußerst ungünstig, denn die Eltern flüchten regelrecht in die Bekenntnisschulen. Warum? Die Islamophobie nimmt zu. Eltern propagieren ihre Angst ganz offen. Sie sehen die Bekenntnisschulen als letzte Zufluchtsstätte vor der Islamisierung – dank ISIS, Taliban und der PEGIDA. »Patriotische Europäer Gegen die Islamisierung des Abendlandes« – so schürt man Ängste.

Ja, mein Sohn hat schon ganz recht. Er geht in die erste Klasse einer katholischem Grundschule. Auf die Frage, was die Kinder unter Religionen verstehen, meinte er: »Die sind an den Kriegen schuld!« Volltreffer, dank LOGO.

Das Gefühl beschleicht mich, dass das Jahr 2014 noch kurz vor Ladenschluss in Bekenntniswahn verfällt. Aber zurück zu den Eltern, dem Bekenntnis und zu den Ängsten: Der rotgrüne Entwurf sieht vor, dass eine Bekenntnisschule umgewandelt werden könne wenn 10% der Eltern den Antrag stellen. Das ist nicht unmöglich, aber es ist schwer. Was in der heutigen Zeit jedoch fast unmöglich ist: Bei einer darauf folgenden Abstimmung müssten 50% der Eltern zustimmen. Nicht 50% der Eltern, die abstimmen, sondern 50% aller Eltern. Wenn also die Wahlbeteiligung bei 50% liegt müssen alle der Umwandlung zustimmen. Und das war es dann auch schon im Entwurf.

Aus meiner Sicht als betroffenem Elternteil macht es daher keinen Sinn, auch nur eine Minute darüber zu sprechen: Nie wird eine Schule umgewandelt werden. Die Regierung in NRW hat die Chance verpasst, endlich alle Bekenntnisschulen abzuschaffen – und so den Weg frei zu machen für Schulen, in denen Kinder neben Mathe und Englisch auch über verschiedenen Weltanschauungen offen und frei miteinenander sprechen und voneinander lernen können.

Tolle Leistung.


Kommentare

6 Kommentare zu Eine vertane Gelegenheit und ein Bekenntnis zu Bekenntnisschulen

  1. nico schrieb am

    ich bin der meinung, daß in schulen weder eine idiologie noch einevreligion bevorzugt werden darf. kinder brauchen ein allumfassendes allgemein wissen, sowohl biologisch als auch religiös. ich persönlich halte nicht viel von christlichen werten, wenn sie nicht für alle gelten, nächstenliebe gilt auch für anders gläubige. ein evangelischer, katholischer oder islamischer glaubensunterricht ist einseitig und sollte durch einen allgemeinen religionsunterricht ersetzt werden und nicht von priestern ausgeführt werden, sondern von pädagogen die alle themen erlernt haben. die schule muß wissen vermitteln und nicht polarisieren. sie muß auch negative prägungen erkennen und gegensteuern. wenn ein kind nicht das wichtige lernt, kann es auch nicht erkennen was richtig und falsch ist.

  2. Niemand ist gezwungen, ausgerechnet eine Bekenntnisschule zu besuchen. Wer sie abschaffen oder umwandeln will, setzt sich ein für weniger Vielfalt, weniger Freiheit und mehr Einheitsbrei.

  3. zarathustra schrieb am

    moin

    es gibt moslems, die würden ihre kinder gerne auf eine kath schule schicken.

    weniger ausländer = besserer deutschunterricht.

    erstklässler können vieles:
    türkisch, albanisch, russich, serbokroatisch…
    nur deutsch können sie nicht.

    welche startchancen hat ein kind, wenn es zum schulbeginn kein deutsch – die unterrichtssprache – kann?

    wer von uns würde sein kind auf eine schule schicken wollen, wo die ersten 2-3 jahre damit zugebracht werden deutsch zu lernen, anstatt zu unterrichten?
    wohl keiner würde seinem kind das abitur verbauen mit der begründung: dafür kann es in neun sprachen fluchen.

    gerade wer für seine kinder eine gute schulische ausbildung will, drängt nach bekenntnisschulen.

    anstatt bekenntnisschulen zu verbieten, sollte dafür gesorgt werden, dass an jeder schule der unterricht mit dem ersten schultag beginnt.

    frühkindliche förderung = weg mit der herdprämie.

    warum wollen denn so viele moslems ihre kinder auf ne kath schule schicken?

    weil sie das beste für ihre kinder wollen!

    zarathustra

    • Dirk schrieb am

      Die Alternative wäre vielleicht, an allen Schulen ein gleich gutes Niveau anzubieten und damit diesem gefährlichen, spaltenden Unsinn, den Du beschreibst, nachhaltig den Boden zu entziehen. Alle Schulen müssen gleich “gut” werden und Schultourismus, oft zum Schaden der sozialen Bindung der Kinder, muss unnötig werden.

  4. Chico schrieb am

    Zustimmung @ Zara.

    Mein Bekanntenkreis ist in erster Linie überzeugt atheistisch (tztztz….), dennoch werden fast alle von deren Kindern getauft – um Zugang zu einer katholischen Schule zu bekommen. Denn gerade an den gemischten Schulen graut es einem vor den Schul(hof)verhältnissen. Und dass z.B. katholische Schulen ein zwar konservatives, aber damit viel gesünderes Verhältnis zu den ganzen blödsinnigen neuen Bildungskonzepten (Tanzen, Klatschen, Springen) haben, spricht ebenfalls für sie.

    Das ist ja gerade das Verheerende an vielen Zuständen in Deutschland: dass es die Leute zu Konservativismus und Reaktionismus treibt, weil man den vielen neumodischen Schwachsinn nichtmehr aushält! Und ihr Piraten habt dazu beigetragen – durch das permanente Chaos und den unglaublichen Berg an Blödsinn, den ihr die letzten Jahre produziert habt, rennen die (von den etablierten Parteien vergrätzten) Menschen jetzt scharenweise zu AFD und PEGIDA! Herzlichen Dank!

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